Anfang September brachen wir auf in den hohen Norden Skandinaviens. Nicht nur, um zu jagen, sondern auch, um einen alten Bekannten wiederzutreffen, den ich bei früheren Jagdabenteuern kennengelernt hatte. Die Reise nach Schweden versprach nicht nur die Erfüllung unserer Jagdleidenschaft, sondern auch die Möglichkeit, die faszinierende nordische Natur hautnah zu erleben. 

Bevor wir ins schwedische Jagdgebiet gefahren sind, unternahmen wir eine faszinierende Reise quer durch Norwegen, um dort die schönsten Wasserfälle zu bestaunen und in den atemberaubenden Fjorden zu verweilen.

Während unserer Reise durch Norwegen bereiteten wir uns parallel intensiv auf das bevorstehende Jagdabenteuer in Schweden vor. Wir ahnten, dass uns herausfordernde Pirschgänge erwarten würden, denn wir hatten geplant Schneehühner in den Bergen zu jagen. Wer schon einmal in Schweden gejagt hat, kennt die oft langen und anspruchsvollen Strecken, die es zurückzulegen gilt. Aus diesem Grund haben wir jeden Tag unserer Reise genutzt, um uns aber auch unsere Hunde gezielt zu trainieren.

Das Jagdgebiet

Wir waren erleichtert über die geringe Schneelage, wussten jedoch auch, dass wir, um im Schnee zu jagen, die Baumgrenze erreichen mussten. Unser Jagdkamerad vor Ort sollte eigentlich unser Guide sein aber er war gesundheitlich angeschlagen und bat uns deshalb, allein auf die Pirsch zu gehen. Die Einweisung in die Jagdgebiete war kurz und prägnant: “Ihr könnt 70 Kilometer in diese Richtung oder 50 Kilometer in die andere gehen.”

So begann unsere erste Jagd damit, dass wir zunächst den ersten Ausgangspunkt erreichen mussten – eine Hütte etwa 2,5 Kilometer von unserem Camp entfernt. 2,5 Kilometer mögen nicht viel erscheinen, doch die anspruchsvollen Bedingungen auf dem steilen, schwierigen Terrain machten uns schnell klar, wie herausfordernd die Tage werden würde. 

Die Arbeit mit dem Hund

Die Jagd in Schweden unterscheidet sich deutlich von unseren Erfahrungen in Deutschland, wo der Hund oft in unmittelbarer Nähe des Jägers arbeitet. Hier musste unsere Anna lernen, ganze Hänge selbstständig abzusuchen und dabei auch größere Entfernungen zu bewältigen – manchmal über 300 Meter und mehr. Um in diesem unwegsamen Gelände den Hund im Blick zu behalten, statteten wir ihn mit einem Ortungsgerät von Garmin aus. Dieses technische Hilfsmittel erwies sich als äußerst nützlich, da es uns ermöglichte, ihren Standort und Verhalten zu verfolgen.

Ohne ein GPS-Gerät oder Guide würde ich niemandem raten, diese abgelegenen Bergregionen auf eigene Faust zu erkunden. Zu groß ist das Risiko vom Weg abzukommen.

Die Arbeit mit dem Hund erforderte nicht nur körperliche Fitness von ihm, sondern auch ein hohes Maß an Ausbildung und Erfahrung im Vorstehen. Der Hund muss solange vorstehen, bis der Jäger die Position erreicht hat um die Beute aufs Korn nehmen zu können.

Die Jagd auf das Schneehuhn

Obwohl wir täglich viele Schneehühner beobachten konnten, gestaltete sich das Heranpirschen an die scheuen Tiere äußerst schwierig. Oft wurden wir unvorbereitet überrascht oder hatten nicht genügend Zeit, um einen sicheren Schuss auf die ersehnte Beute abzugeben. Die Jagd auf Schneehühner erforderte neben Jagdgeschick und Erfahrung auch eine gehörige Portion Glück.

Trotz der Herausforderungen und Anstrengungen stand die Arbeit mit unseren Hunden und das körperliche Erleben dieses Abenteuers im Vordergrund. Eine zahlreiche Beute trat für uns in den Hintergrund. 

Die unvergesslichen Eindrücke, die wir während dieser Jagdreise sammeln konnten, waren von einer überwältigenden Schönheit. Wir kämpften uns durch schneebedeckte Landschaften, wateten bis zu den Knien durch den Schnee und überquerten zugefrorene Wasserläufe. Wasserfälle erstarrten in der eisigen Kälte, und wir kletterten auf felsigen Untergründen. Die Herausforderungen dieses Jagdabenteuers waren atemberaubend, doch zusammen mit unseren vierbeinigen Begleitern genossen wir die Verbindung zur Natur und die einzigartige Erfahrung.

Ruhepausen

Es galt jedoch aufzupassen, dass wir uns nicht nur selbst nicht überforderten, sondern auch darauf achteten, dass unsere Hunde nicht zu sehr beansprucht wurden. Die vielen Kilometer gepaart mit schwierigen Bedingungen hinterließen blutige Spuren an ihren Pfoten, und wir mussten uns allen regelmäßig Ruhepausen gönnen.

Unser Fips, welcher uns stets begleitet, stand aufgrund seiner geringen Größe vor noch größeren Herausforderungen. Wenn es gar nicht mehr anders ging, kam er deshalb einfach in den Rucksack und begleitete uns auf diese Weise weiter.

Ausrüstung

Ein wichtiges Element einer solchen Reise war die Ausrüstung, auf die wir uns zu jeder Zeit verlassen können mussten. Die extremen Bedingungen erforderten, dass unsere Kleidung und Ausrüstung in jeder Hinsicht durchhalten mussten. Eine warme Jacke und trockene Schuhe waren lebensnotwendig.

Wer untrainiert und schlecht ausgerüstet in diese unwirtliche Bergwelt eintauchen will, sollte besser zu Hause bleiben.

Wir nutzten daheim die Möglichkeit uns auf Schießständen vorzubereiten um unsere Schießfertigkeiten zu verbessern, doch die reale Jagd bot viele weitere Herausforderungen. Schnelles Reagieren und Präzision trotz kalter Finger und klopfendem Herzen waren gefragt, wenn sich urplötzlich ein Schneehuhn vor uns zeigte.

In den Nächten am Polarkreis konnten wir nicht nur den beeindruckenden Sternenhimmel bestaunen, sondern mit etwas Glück auch das zauberhafte Polarlicht. Es war ein unvergessliches Schauspiel, das uns in seinen Bann zog und uns ehrfürchtig die Schönheit der Natur erleben ließ.

Unterwegs mit dem Hubschrauber

Obwohl es üblich ist in den Bergen mit dem Hubschrauber zu fliegen, um zu den besten Jagdgebieten zu gelangen, wollten wir größtenteils auf diese bequeme Art des Transports verzichten. Stattdessen bewegten wir uns fast ausschließlich zu Fuß und spürten so die wahre Herausforderung dieser Jagdreise. Doch an einem Tag entschieden wir, dass uns die Strapazen ausreichten und ließen uns mit dem Hubschrauber auf den Gipfel bringen.  An diesem Tag legten wir immerhin 18 Kilometer in den Bergen zurück – trotz des Hubschraubereinsatze.

Eine Reise in diese entlegenen Gebiete erforderte eine gründliche Vorbereitung. Dies galt nicht nur für uns Menschen sondern auch für unseren LKW. Von geeigneten Reifen bis hin zu Schneeketten musste unser Auto für diese extremen Bedingungen ausgestattet sein. 

Trotz der körperlichen Anstrengung und der intensiven Jagderfahrung war diese Reise eines der schönsten Abenteuer unseres Lebens. Die Arbeit mit unserer treuen Jagdhündin Anna, die atemberaubende Landschaft und die einzigartige Verbindung zur Natur machten diese Jagdreise zu einem unvergesslichen Erlebnis. 

Waidmannsheil von Team Winz!